Die Lebensgeschichte unseres Clubschiffs „Vater Rhein“
Erster Abschnitt SK “Ostertag”
- Das Schiff wurde 1889 auf Kiel gelegt und 1901 fertig gestellt bei der Werft Seibert in Heilbronn.
- Die Werft Seibert entstand aus der Werft Bauhardt (gegründet 1851) die damals als eine der modernsten Werften galt und bereits Stahlschiffe baute, während sonst noch der Holzbau üblich war.
- Gottfried Seibert, ehemals als Schiffsbaumeister bei Bauhardt tätig, übernahm 1887 die Werft, die dann seinen Namen trug.
- Das Schiff war mit 406 Tonnen für ein Neckarschiff, die damals zwischen 250 und 300 Tonnen hatten, zu groß, war also von vornherein für Rhein und Main konzipiert.
- Der Eigner und Schiffer war der 1848 geborene Carl Ludwig Kussel aus Neckarsteinach, der 1893 sein Schifferpatent für Rhein und Neckar erworben hatte.
- Das Schiff hieß “Ostertag“, warum, konnte nie in Erfahrung gebracht werden
- In Neckarsteinach gab es eine Schiffer-Familie mit dem Namen Ostertag, die aber dieses Schiff weder fuhren noch besaßen. Es kann höchstens spekuliert werden, dass das Schiff ursprünglich von dieser Familie bestellt, aber dann wohl aus finanziellen Gründen nicht übernommen wurde (was auch die lange Bauzeit erklären würde).
- Im Schiffsregister von 1908 konnten wir den Nachweis sowohl über das Schiff als auch die die Schifferfamilie Kussel finden.
- Carl Kussel wurde im 1. Weltkrieg schwer verwundet (Durchschuss der rechten Hand) und gab nicht zuletzt deshalb das Schiff 1926 an seinen Sohn Paul Ludwig Kussel, der 1916 sein Schifferpatent erworben hat.
- Das Schiff wurde dann in “Wilhelm Ostertag” umgetauft. Der Grund für diese Namensgebung konnte nie in Erfahrung gebracht werden.
- Aufgrund seiner Größe war das Schiff in erster Linie für den Rhein konzipiert und fuhr überwiegend als Partikulier die Strecke Mannheim – Rotterdam – natürlich stets im Anhang eines Schleppzuges.
- Auf dem Neckar wurde zu dieser Zeit die Kettenschifffahrt betrieben. Das Schiff konnte aber nur bei sehr hohen Wasserständen auf dem Neckar an der Kette geschleppt werden.
- Im Jahre 1935 erlitt das Schiff im Hafen Mannheim Totalschaden, als ein Ladekran auf das Schiff stürzte und es unter Wasser drückte.
- Der Tag des Unfalls ist nicht bekannt, konnte auch bei Recherchen in der 1935-er Ausgabe der Neuen Mannheimer Zeitung nicht gefunden werden.
- Der Unfallort dagegen wurde vom Stadtarchiv Mannheim identifiziert.
- Ludwig Kussel verkaufte über die Versicherung den Schrott an die Frankfurter Firma Carl Presser.
- Paul Ludwig Kussel verließ die Schifffahrt und widmete sich neuen Aufgaben im Bereich der Schifferschulen, wahrscheinlich im Auftrag des Arbeitsdienstes. Er verstarb 1989 im hohen Alter von 94 Jahren.
- Sowohl er als auch seine Nachfahren (seine beiden Töchter, sein Sohn und der Enkelsohn), die wir zwischenzeitlich ausfindig gemacht haben, lebten bis vor 3 Wochen (!!!) in der Überzeugung, dass das Schiff verschrottet wäre.
- Im Schiffsregister von 1935, das im Feb. 1935 erschien, ist die “Wilhelm Ostertag” noch als im Besitz von Carl Ludwig Kussel befindlich und vom Schiffer Paul Ludwig Kussel gefahren, ausgewiesen worden.